Wortbildung
Im Deutschen können neue Wörter mithilfe schon vorhandener Wörter und anderer Elemente gebildet werden.
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Komposition (Zusammensetzung): |
Ein Kompositum (eine Zusammensetzung) wird gebildet, indem zwei (selten mehr) vorhandene Wörter zu einem neuen Wort kombiniert werden: |
Mutter + Sprache → Muttersprache , drei + zehn → dreizehn, schwarz + rot + gold(en) → schwarzrotgold(en), hinauf + gehen → hinaufgehen
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Die Wortart des zweiten (letzten) Wortes bestimmt die Wortart des Kompositums, z. B.:
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das Haus (Substantiv) + hoch (Adjektiv) → haushoch (Adjektiv) |
hoch (Adjektiv) + das Haus (Substantiv) → das Hochhaus (Substantiv) |
Bei der Komposition von zwei (oder mehr) Substantiven bestimmt das Genus des zweiten (letzten) Substantivs das Genus des Kompositums, z. B.:
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der Regen + die Wolke → die Regenwolke |
der Regen + das Wetter → das Regenwetter |
Derivation (Ableitung) |
Eine Derivation (eine Ableitung) wird gebildet, indem an ein Wort (einen Wortstamm) ein Präfix (eine Vorsilbe) oder ein Suffix (eine Nachsilbe) angefügt werden, z. B.: |
fragen → befragen (Präfix, nichttrennbar)
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fragen → nachfragen (Präfix, trennbar)
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frag(en) → die Frage, fraglich (Suffixe)
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Wortbildung bei Substantiven
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Zusammensetzung/Komposition |
Um die Aussprache zu erleichtern, wird manchmal bei der Zusammensetzung von Substantiven ein Laut/Buchstabe eingeschoben, z. B.: |
der Bund + -es- + der Kanzler → der Bundeskanzler
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die Information + -s- + die Veranstaltung → die Informationsveranstaltung
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die Stunde + -n- + der Plan → der Stundenplan
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Bei Substantiven gibt es häufig Zusammensetzungen aus mehreren Wörtern. Um sie zu verstehen, muss man sie in die richtigen Bestandteile zerlegen, z. B.: |
die Semester abschluss prüfung |
– das Semester + der Abschluss + die Prüfung |
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= die Prüfung zum Semesterabschluss |
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Ableitung/Derivation |
Viele Substantive werden aus anderen Wörtern (Verben, Adjektiven oder Substantiven) mit Hilfe von Suffixen (z. B. -ung, -keit, -heit, -schaft) gebildet, z.B.: |
einladen → die Einladung, pünktlich → die Pünktlichkeit, das Kind → die Kindheit, das Land → die Landschaft.
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Die Substantive mit den Suffixen -ung, -keit, -heit, -schaft haben immer das Genus Femininum.
Der Wortstamm vor dem Suffix hilft oft, die Bedeutung des Worts zu erschließen.
Durch Anhängen des Suffixes -(e)r an den Wortstamm eines Verbs wird ein Substantiv (Maskulinum) gebildet, das eine männliche Person bezeichnet, durch Anhängen des Suffixes -erin ein Substantiv (Femininum), das eine weibliche Person bezeichnet, z. B.:
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lehr-en → der Lehrer, die Lehrerin
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les-en → der Leser, die Leserin
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Zu manchen Substantiven gibt es eine Diminutivform (Verkleinerungsform). Sie wird meistens mit dem
Suffix -chen (selten mit dem Suffix -lein) gebildet. Der Stammvokal wird zum Umlaut: a → ä, o → ö, u → ü, au → äu, z.B.: |
die Hand → das Händchen, der Kopf → das Köpfchen, der Fuß → das Füßchen, der Bauch → das Bäuchlein.
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Die Diminutivformen haben immer das Genus Neutrum.
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Wortbildung bei Verben
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Ableitung/Derivation
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Bei der Wortbildung der Verben entstehen oft trennbare Verben. Bei diesen ist der erste Teil (auch „Präfix“ genannt) betont (z. B. aufschreiben). Bei den konjugierten Formen im Präsens und Präteritum wird der erste Teil (z. B. auf/schreiben) vom zweiten getrennt und nachgestellt: |
ich schreibe (es) auf , sie schrieb (etwas) auf |
Zu den trennbaren Präfixen gehören z. B.: |
ab- (abholen – ich hole … ab) |
an- (anfangen – ich fange … an) |
auf- (aufstehen – ich stehe … auf) |
aus- (ausgehen – ich gehe … aus) |
ein- (einkaufen – ich kaufe … ein) |
mit- (mitkommen – ich komme … mit) |
vor- (vorlesen – ich lese … vor) |
zu- (zuhören – ich höre … zu) |
Bei Präsens- und Präteritumformen rückt der getrennte und nachgestellte erste Teil an die letzte Stelle im Satz (Satzklammer), wenn weitere Satzglieder hinzutreten, z. B.: |
Ich schreibe deine Adresse sofort auf. |
Im Partizip II (z. B. im Perfekt oder Plusquamperfekt) wird dann zwischen den ersten und den zweiten Teil das grammatische Präfix ge- eingefügt, z. B.:
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(ich habe) aufgeschrieben, (sie hatte) aufgeschrieben |
Es gibt im Deutschen aber auch abgeleitete Verben mit untrennbaren Präfixen. Diese Präfixe werden vom zweiten Teil nicht getrennt. Zu den untrennbaren Präfixen gehören z. B.:
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be- (bekommen – ich bekomme) |
er- (erzählen – ich erzähle) |
ver- (verkaufen – ich verkaufe) |
Von Fremdwort-Substantiven können Verben mit dem Suffix -ier(en) abgeleitet werden, z. B.:
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das Telefon → telefonieren, die Operation → operieren, die Reparatur → reparieren |
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Wortbildung bei Adjektiven
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Ableitung/Derivation |
Von Substantiven oder Verben lassen sich mit den Suffixen -ig, -lich, -isch, -bar, -sam Adjektive ableiten, z. B.: |
der Wind → windig, der Freund → freundlich, der Franzose → französisch, bezahlen (können) → bezahlbar, sich mühen → mühsam |
Mit dem Suffix -los (Bedeutung: ohne etwas) werden aus Substantiven Adjektive abgeleitet, z. B.: |
(die) Grenze + -los = grenzenlos (ohne Grenze/n) |
(die) Sorge + -los = sorglos (ohne Sorge/n) |
Adjektive, die aus Fremdwörtern bzw. Internationalismen abgeleitet worden sind, haben oft besondere Suffixe, z. B.: |
international, prinzipiell, interessant, intelligent, negativ |
Wortbildung bei mehreren Wortarten
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Ableitung/Derivation |
Das Präfix un- verneint oder drückt das Gegenteil aus. Man kann es an verschiedene Wortarten anfügen, z.B.:
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Adjektiv. |
un- + sicher = unsicher (nicht sicher) |
Substantiv: |
Un- + (das) Glück = das Unglück (das Pech, das schlimme Ereignis) |
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Das Präfix un- wird meistens betont.
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Wortartwechsel/Konversion |
Verben und Adjektive können nominalisiert, d. h. in Substantive überführt werden. Dann werden sie groß geschrieben.
Nominalisierte Verben sind immer Neutra. Diese Substantive kann man an einem Artikel (fakultativ) oder an der Verbindung mit einer Präposition erkennen, z. B.:
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abwaschen → das Abwaschen |
(Das) Abwaschen dauert nicht lange. Zum Abwaschen braucht man heißes Wasser. Beim Abwaschen höre ich gern Radio. |
Das Genus von substantivierten Adjektiven ist verschieden (der Große, die Kleine dort, das Schöne / (etwas) Schönes). Sie können mit oder ohne Artikel (bzw. Artikelwort) gebraucht werden. Man dekliniert sie dann entsprechend den Deklinationstypen der Adjektive (wie vor einem Substantiv), z. B.:
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neu → das Neue – Neues – etwas Neues – manches Neue |
Mich interessiert alles Neue von dir. Ich habe mich mit Neuem beschäftigt. |